Schüler erkunden die Gewächshäuser der Grünen Soße Grün, gesund und lecker

Die Schüler zerkleinern mit dem Wiegemesser die pflückfrischen Kräuter für die Grüne Soße. Bild: Umweltlernen in Frankfurt/p

Oberrad (red) – „Der Sauerampfer!“ „Die Pimpinelle!“ „Nein, der Borretsch!“, tönen die Kinderstimmen durcheinander. Probiert haben sie alle, aber einig sind sie sich nicht, die 22 Schüler der Klasse 3b von der Heinrich-Seliger-Schule. Welches ist denn nun das leckerste, feinste oder liebste unter den sieben Kräutern? Am Ende ist klar: Zusammen ergeben sie eine köstliche Spezialität, nämlich die Frankfurter Grüne Soße.

Die 3b mit Klassenlehrerin Franziska Jercke hat am Grüne-Soße-Projekt im Grüngürtel teilgenommen, das jedes Jahr zahlreiche Schüler in die Gewächshäuser und auf die Kräuterfelder in Oberrad führt. Dort im Bildungsraum Grüngürtel erfahren die Frankfurter Kinder gesunde Ernährung, die schmeckt. Mit Messer und Schneidebrett verarbeiten sie die Kräuter der Grünen Soße und genießen Duft, Aroma und Gaumenfreude. Die Kinder lernen Kräuter im Freiland kennen und erkunden die Gewächshäuser, sie bereiten mit selbst gepflücktem Grün frische Kräuterlimonade zu und probieren ein Rezept aus für das Frankfurter Traditionsgericht Grüne Soße.

Der Verein Umweltlernen in Frankfurt bietet das vom Stadtschulamt getragene Unterrichtsprojekt zur „Grünen Soße“ für sieben Klassen an. Das Angebot „Sieben Tage, sieben Kräuter“ ist Bestandteil des städtischen Bildungsprogramms „Entdecken, Forschen und Lernen im Frankfurter Grüngürtel“. Es verbindet die aktuelle Fragestellung von gesunder, klimafreundlicher Ernährung mit der nach regionalen Lebensmitteln im Umfeld der Großstadt. Im Grüne-Soße-Projekt erleben die Klassen aus Frankfurter Grundschulen hautnah die Arbeit in einem Gartenbaubetrieb.

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Die Schüler erfahren zudem, was saisonale Lebensmittel mit dem Klima zu tun haben. Das Angebot wurde bereits 2007 von Umweltlernen in Frankfurt entwickelt und er-freut sich anhaltend großer Beliebtheit.

Als Partnerin des Bildungsangebots öffnet die Gärtnerei der „Solawi maingrün“ den Klassen ihre Gewächshäuser und stellt den Mädchen und Jungen die pflückfrischen Grüne-Soße-Kräuter zur Verfügung. Mit dem Betrieb lernen die Schülerinnen eine Initiative kennen, die Nachhaltigkeit und Ernährungssouveränität in Städten zum Thema macht.

Klimafreundliche Ernährung steht neben Gesundheit im Fokus des Angebots. Gerade erst hat eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung gezeigt, dass gesundes Essen mit mehr Gemüse auch den Klimawandel bremst. Ein Fünftel der Schüler unter 18 Jahren leidet an Essstörungen. Die bei Kindern und Jugendlichen weitverbreiteten Fast-Food-Gerichte tragen dazu nicht unerheblich bei. Das Stadtschulamt Frankfurt unterstützt deshalb Aktivitäten zu gesunder Ernährung und Gesundheitserziehung.

Das Programm „Sieben Tage, sieben Kräuter“ vermittelt jenseits von Müsli und Vollkorndogmen den jungen Menschen neue geschmackliche Erlebnisse und feine Gaumenfreuden. Beim gemeinsamen Zubereiten der Grünen Soße lernen die Kinder die sieben Grüne-Soße-Kräuter kennen: Petersilie, Schnittlauch, Kerbel, Sauerampfer, Borretsch, Pimpinelle und Kresse. Darüber hinaus erfahren sie, dass Wildkräuter wie der Spitzwegerich gegen Insektenstiche und gegen den Brennnessel-Juckreiz helfen und dass Vogelmiere oder die himmelblauen Borretschblüten essbar sind und sich für frische Salate eignen.

Bewusst wurde für das Programm ein Betrieb ausgesucht, der natur- und landschaftsverträglich Gartenbau im Grüngürtel betreibt. Gemeinsam wird dort ein hochwertiges landwirtschaftliches Produkt angebaut und die – so heißt es – seit Goethe bekannte Frankfurter Tradition fortgesetzt.

Die Kinder wissen bereits, dass beim Essen viel CO2 eingespart werden kann. Die Klasse ist gut informiert über den Zusammenhang von Ernährung und Klima. In der Familie, in den Medien und im Schulunterricht ist das Thema immer wieder präsent. „Das Bewusstsein zu schärfen für die Möglichkeiten jeder und jedes einzelnen, durch klimafreundliches Essen unsere Zukunft mitzugestalten, ist für mich das Wichtigste“, erklärt Projektleiterin Barbara Clemenz vom Verein Umweltlernen in Frankfurt. „Jede Familie kauft ein. Zukunftsfähig bedeutet dabei: möglichst regional, saisonal, bio und verpackungsarm. Das geschieht hier ohne erhobenen Zeigefinger, mit Genuss und mit viel Spaß an der gemeinschaftlichen Zubereitung.“

Das Gruppenerlebnis löst dann auch manche Skepsis gegen so viel Grün auf dem Teller auf. Alle Kinder der Klasse probieren zumindest ihre Grüne Soße. Die überwiegende Meinung: „Lecker!“ So lässt sich die Klasse ihren Beitrag zum Klimaschutz schmecken