Familie Wittlich hat ihre eigene Lösung zur Brückensperrung gefunden Mit Traktor durch den Krebsbach

Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg: Die Furt ist jedoch nur für den Traktor der Familie Wittlich geeignet. Bild: Claus Diegel

Neuberg – Not macht erfinderisch. Umso mehr, wenn die Not groß ist. Die seit Anfang dieser Woche bestehende und etwa ein halbes Jahr andauernde Brückensperrung der Straße über den Krebsbach am Ortsausgang von Rüdigheim birgt große Herausforderungen für die Anwohner in Rüdigheim und die Gewerbetreibenden, insbesondere aber auch für die Landwirte, deren Felder jenseits der unterbrochenen Straßenverbindung liegen. Denn erstens bringen die eingerichteten Umleitungen teilweise längere Wegstrecken mit sich, zum anderen sind die Traktoren auch noch langsamer als etwa ein Auto. Gerade für die Bauern also eine schwierige Situation.

Stefan Wittlich, den Pächter der Staatsdomäne „Rüdigheimer Hof“, trifft die unterbrochene Wegstrecke besonders hart. Er bewirtschaftet zum einen besonders ausgedehnte Ackerflächen, zum anderen liegen diese größtenteils an der Straße Richtung Hammersbach, – also entgegengesetzt zu der für die Umleitung eingerichteten Strecke über Bruchköbel. So war er einer der ersten, der die angekündigten Maßnahmen sehr kritisch gesehen und sich zusammen mit weiteren Gewerbetreibenden im Ort auch stark für andere Lösungen engagiert hat. „Unsere Lösungsvorschläge wie die Ertüchtigung der bestehenden Brücke an der Tiefenbornmühle oder ein provisorischer Überweg in unmittelbarer Nähe der Baustelle wurden entweder als zu teuer oder aus unterschiedlichen Gründen als nicht umsetzbar abgelehnt“, so Wittlich. „Die vorgeschlagenen Umleitungen für die Landwirtschaft über Oberissigheim sind jedoch für die großen Fuhrwerke und Maschinen ungeeignet und hätten zudem enormen zeitlichen Mehraufwand mit sich gebracht.“

Also musste eine andere Lösung her. Naheliegend war eine Überquerung direkt auf seinem Gelände, das vom Bach unmittelbar durchflossen wird. Eine Variante mit Rohren, durch die der Bach dann weiter fließen könnte, die aber überfahrbar gewesen wären, wurde abgelehnt, wegen möglicher Überschwemmungen bei Starkregen. „Da waren die Eindrücke aus dem Ahrtal wohl noch zu präsent“, ist sich Wittlich sicher. So kam er auf die Idee einer Furt, durch die er mit seinen Fahrzeugen an einer seichten Stelle den Bach durchfahren, dieser aber auch ungehindert weiterfließen konnte. Diese Lösung fand auch die Zustimmung der Naturschutzbehörde und wurde letztlich umgesetzt. Für unsere Zeitung ließ er jetzt nach erfolgter Sperrung der Brücke einen Blick auf seine ebenso einfache wie geniale Erfindung werfen. „Natürlich ist die von uns gefundene Lösung der Querung des Baches nicht für den öffentlichen Verkehr nutzbar, zumal sie ja auf unseren Feldern liegt, aber etwa auch aus Haftungsgründen“, so Moritz Wittlich, der Sohn des Landwirts.

„Die Rampen wollen wir noch mit Steinen und Schotter etwas verstärken, damit auch bei schlechtem Wetter und mit schweren Wagen die Durchfahrt kein Problem ist“. Kein Problem ist diese Lösung für die Natur und den Bach selbst, der dadurch ungehindert weiter fließen kann. Ideen muss man eben haben.
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