Kellergewölbe der Judengasse erstmals für die Öffentlichkeit sichtbar „Mapping Memories“ eröffnet

Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museums, stellt die Fundstücke in der Pop-up-Ausstellung vor. Bild: Zöllner

Innenstadt (iz) – Erstmals ist in Frankfurt ein Kellergewölbe für die Öffentlichkeit sichtbar, das in der Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut wurde und damit ein Teil der einstigen Judengasse war. Es gehört zu einem der vielen Programmpunkte des zweieinhalb Wochen dauernden Festivals, bei dem das Jüdische und das Archäologische Museum mit „Mapping Memories – Judengasse extended“ mit Führungen, Workshops, Gesprächen und mehr auf die Historie und Bedeutsamkeit der Judengasse in Frankfurt aufmerksam machen. Bis zum 30. April können Interessierte Workshops, Führungen, Podiumsdiskussionen, Kunstinstallationen und mehr erfahren.

Für diese Zeit beherbergt das Museum Judengasse eine Pop-up-Ausstellung mit archäologischen Funden, die vor 30 Jahren für den Bau des Jüdischen Museums auf dessen Grundstück gesichert und archiviert wurden und jetzt erstmals gezeigt werden. „Es waren 500 Archivboxen, die dafür gesichtet und wissenschaftlich erfasst wurden“, berichtet Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museums. So sind beispielsweise Scherben von Trinkbechern, Knochenstücke, Gipsfiguren und die Reste eines Abwasserkanals zu sehen.

Die beiden Museen haben gemeinsam die Online-Plattform www.metahubfrankfurt.de ins Leben gerufen, auf der sämtliche Informationen rund um die Judengasse einsehbar sind. Auf der Internetseite können die Nutzer zum Beispiel bei „Unboxing Past“ zusehen, wie die Archivboxen geöffnet, die Fundstücke analysiert und dokumentiert werden. Außerdem finden sich dort alle Veranstaltungen rund um das Festival.

Zudem ist die Judengasse in einer virtuellen Ansicht erfahrbar, die anhand historischer Pläne und Zeichnungen rekonstruiert wurde. Von 1462 bis 1796 war die Frankfurter Judengasse ein jüdisches Ghetto in einem abgegrenzten Bezirk, von dem heute nicht mehr viel zu sehen ist. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Judengasse in zwei Phasen abgerissen. Die Hauptsynagoge in der Börnestraße wurde durch die Nazis am 9. November 1938 zerstört.

Das Museum Judengasse hat an zwei Fronten neue Bilder, die Ansichten der Judengasse von 1870 und 1878 zeigen. „Wir wollen die Geschichte und auch die Menschen, die hier gelebt haben, wieder spürbar machen“, sagt Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums. Ein besonderer Punkt des Festivals ist dabei ein erhaltenes Kellergewölbe der Judengasse, das erstmals öffentlich zugänglich gemacht wird. Es befindet sich unter dem Iimori Ichiba Supermarkt (An der Staufenmauer 11). Das Grundstück gehörte einst Joseph Moses Rindskopf, der 1809 anstelle der fünf niedergebrannten Häuser ein Stadtpalais errichtete. Die Besitzer Azko Iimori und Michael Damm erwarben die Immobilie 2010 und unterzogen den Keller einer langen und umfassenden Sanierung.

„Es erfüllt mich mit großem Stolz, dass ein solch großartiges Programm auf die Beine gestellt wird. Dadurch wird Frankfurt erfahrbar. Metahub bereichert die Kulturlandschaft, die Stadtgeschichte wird so der breiten Öffentlichkeit zugänglich, was nicht nur mich sehr freut“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft in Frankfurt, in einer Videobotschaft zur Eröffnung.

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