Sabine Wilharm und ihr „Zauberlehrling“ im Struwwelpeter Museum Kinder sind neugierig

Sabine Wilharm mit ihrem Zauberlehrling auf der Galerie im Struwwelpeter Museum. Bild: Jeannette Faure

Altstadt (jf) – Der riesige Schatten des enteilenden Meisters, der ein Buch in der Hand hält, ein Fuß und ein wehender Mantel des Mannes sind am rechten Seitenrand zu sehen. Und, nur erkennbar, wenn man genau hinschaut, befindet sich ein kleiner grüner Käfergeist am unteren rechten Ende der Zeichnung. Von diagonal gegenüber links oben kommt ein Insektengeist ins Bild gekrabbelt. Etwas verloren, aber keineswegs traurig wirkt der Junge mit hinter dem Rücken verschränkten Händen links auf der Illustration. „Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben...“

Das ist eine von vielen Zeichnungen von Sabine Wilharm aus dem Bilderbuch „Zauberlehrling“, erschienen im Kindermann Verlag Berlin in der Reihe „Poesie für Kinder“. In der Ausstellung im Struwwelpeter Museum, Hinter dem Lämmchen 2-4, sind die Originalzeichnungen von Wilharm zu sehen. Zur Vernissage sprach Beate Zekorn-von Bebenburg, Leiterin des Hauses, mit Verlegerin Anna Kindermann und Illustratorin Sabine Wilharm. „In der Galerie-Reihe zeigen wir, wie Gegenwartskünstler Themen neu interpretieren. Heinrich Hoffmann, Erfinder des Struwwelpeters, verehrte Goethe. Und Goethe wohnte als Sechsjähriger 1755 im Haus zum Esslinger bei Tante Melber, als das Elternhaus umgebaut wurde. Im rekonstruierten Gebäude befindet sich nun unser Museum“, stellt Zekorn-von Bebenburg Zusammenhänge her.

Sabine Wilharm, bekannt geworden vor allem durch ihre Illustration der deutschen Ausgabe von Harry Potter, begann 1976 nach Abschluss ihres Studiums an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg als freie Künstlerin. Der Stapel an Büchern, dazu Arbeiten in Magazinen, ist inzwischen beachtlich.

„Ich habe bereits als Kind viel gezeichnet“, sagt Sabine Wilharm zu ihrer Berufswahl. Mittlerweile mischt sie die Arbeit mit Stift und Farbe auf dem Papier mit der Tätigkeit am Computer: „Das macht Korrekturen einfacher.“

1994 gründete Barbara Kindermann ihren Verlag. „Von Anfang an war ich dabei, meine Mutter arbeitete nach dem Prinzip ‚learning by doing’ und hat es geschafft“, erzählt Anna Kindermann. Barbara Kindermann und Sabine Wilharm lernten sich auf einer Messe kennen. Das Bilderbuch „Der Zauberlehrling“ entstand, später kamen die Klassiker „Der Erlkönig“ und „Der Schimmelreiter“ hinzu. „Vom Verlag wurde und werde ich nicht gegängelt, das finde ich toll“, berichtet Wilharm. Der „Zauberlehrling“ hat die Künstlerin schon immer fasziniert: „Das Gedicht hat einen wunderbaren Rhythmus.“ Ihre Interpretation lässt dem neugierigen und experimentierfreudigen Lehrling Raum. Während er am Anfang, winzig hinter dem breiten Rücken des Meisters, ihm kaum über die Schulter und ins Zauberbuch blicken kann, sitzt er am Ende der Geschichte nahezu gleichberechtigt mit am Tisch. Was für eine Entwicklung.

Apropos Tisch: Auf der Galerie in der dritten Etage, wo auch die Bilder ausgestellt sind, steht ein Tisch mit einem Zauberbuch, in das die Kinder ihre Sprüche eintragen können. Genau wie der gezeichnete Tisch hat dieser ebenfalls Gummistiefel an. „Wir haben außerdem ein Riesenpuzzle für die Kinder anfertigen lassen“, ergänzt Beate Zekorn-von Bebenburg. Kinder sind neugierig und mögen Zauberei, als zusätzliche Requisiten hängen Besen über der Figur des Zappelphilipps.

Die Ausstellung ist bis zum 26. Mai zu sehen. Die Bilder der Künstlerin ziehen den Betrachter direkt ins Geschehen und schicken ihn auf eine Entdeckungsreise.