Gefahr lauert auf Gräsern Ausstellung im Offenbacher Klinikum informierte über Zecken

Gegen Borreliose sucht die Forschung noch nach einem Impfstoff. Gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis gibt es längst einen. Dr. Jörg Schulze (von links), Dr. Matthias Engler, Peter Schneider, Professor Norbert Rilinger und Gudrun Schüler informieren sich bei der Zecken-Ausstellung. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Die Gefahr, die vom Treffen in freier Wildbahn mit bestimmten Tieren ausgehen kann, liegt auf der Hand. In Afrika empfiehlt es sich etwa, die Wege einer Schwarzen Mamba nicht zu kreuzen und in Kanada möglichst viel Distanz zu hungrigen Bären zu halten. Gelingt das nicht, endet die Begegnung meist schnell tödlich.

Eher schleichend kann einen der Tod durch den Kontakt mit den ganz kleinen Tieren ereilen. Die durch Stechmücken übertragene Malaria dürfte weltweit die entsprechend bekannteste Krankheit sein. In unseren Breitengraden ist es vor allem die Zecke, die Erreger überträgt, die sich gesundheitlich übel auswirken können. Für eine Woche informierte das Klinikum Offenbach mit einer Ausstellung zum Thema Zecken.

Zur Eröffnung schauten auch die Kinder vom Hort der Beethovenschule vorbei. Die Amtsärztin Gudrun Schüler vom städtischen Gesundheitsamt erklärt zu Beginn, Zecken gehörten der Familie der Spinnen an, weil sie auf acht Beinen unterwegs sind. Der Volksmund spreche zwar vom Zeckenbiss, medizinisch betrachtet, handelt es sich jedoch um einen Stich.

Kein Säugetier fühlt sich durch den Blutsauger gestört

Die Evolution geht mitunter perfide Wege. Anders, als bei Stechmücken und Bremsen, lässt einen das Insekt nicht spüren, wenn es andockt. Schüler erzählt von dem fein dosierten Narkosemittel, das die Zecke mit dem Stich injiziert. Kein Säugetier fühlt sich durch den Blutsauger gestört. Der Mensch bemerkt die Zecke nicht selten zu spät. Vor allem, wenn sie sich in irgendwelchen Körperfalten versteckt. Dann kann es zu einer Übertragung der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) kommen, einer Erkrankung des zentralen Nervensystems, die mit moderatem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen beginnt und mit etwas Glück sanft ausklingen kann.

Wenn der Patient jedoch Pech hat, dann geht es mit Hirn- oder Hirnhautentzündung weiter. Dagegen gibt es aber einen Impfstoff. Der fehlt jedoch gegen Borreliose. Mediziner und Biochemiker forschen noch. Auch Borreliose wird von Zecken übertragen. Die Krankheit kann unter anderem zu Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen führen. An ihr leiden überproportional häufig Waldarbeiter, Gärtner und Landwirte. Schüler rät den Kindern, beim Aufenthalt in der freien Natur generell lange Hosen zu tragen. Denn die Zecken halten sich generell nicht auf Bäumen auf, wie immer noch manche denken, sondern auf Gräsern, von denen sie sich mit Vorliebe auf freie Beine fallen lassen.

Zecken sind zäh

Auch Borreliose kann Mensch und Tier heimsuchen. Gänzlich verschont bleibt aber das Rindvieh auf der Weide, wie Amtsärztin Gudrun Schüler ausführt. Nicht nur das. „Saugt sich eine von Borreliose-Bakterien infizierte Zecke an eine Kuh, sind alle Erreger verschwunden, wenn die Zecke abfällt.“ Irgendein Enzym müssen die Huftiere folglich produzieren, das sie vor Erkrankung feit. „Darin liegt die Hoffnung, dass es möglich ist, einen Impfstoff zu entwickeln“. Zäh sind sie, die Zecken. In der Waschmaschine überlebt das Tier Temperaturen bis zu 60 Grad. Ihr reicht ein Stich, um für zwei Jahre satt zu bleiben. Auch der vergangene Winter gestaltete sich alles andere als arktisch.

Das fördert die Population der Zecke. Gudrun Schüler empfiehlt während der Ausstellungseröffnung, zu der neben den Klinikärzten Professor Norbert Rilinger, Dr. Jörg Schulze und Dr. Thomas Engler auch Reinhold Beck vom Sportkreis Offenbach und Bürgermeister Peter Schneider erscheinen, sich nach sommerlichen Aufenthalten in Wald und Wiesen abends genau zu untersuchen. In den ersten zwölf Stunden übertrage die Zecke noch nichts, was Krankheit und Tod bringen kann.