Über 7 Millionen Euro investiert DLG weiht Rollenprüfstand ein

Nur vier riesige Stahlrollen lassen sich beim ersten Blick vom „PowerMix“ ausmachen, dessen Technik zum Gros im Boden steckt. Der Prüfstand der modernsten Generation simuliert Feldarbeit auf der Rolle – und enthüllt dabei selbst bei Traktorriesen von 1 000 PS, was hinter den Angaben des Herstellers zu Leistung, Verbrauch und Emission steckt. mj/Foto: Just

Groß-Umstadt (st) – Lang war die Liste der Ehrengäste und Redner, die jetzt bei der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) zur Feierstunde Platz nahmen. Der Grund für das Erscheinen von Vertretern aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium oder der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ließ sich fast mit „historisch“ umschreiben: Nach dreijähriger Bauzeit ging mit dem „DLG-PowerMix“ eine der weltweit größten und modernsten Messvorrichtungen zum Nachweis von Leistung, Verbrauch und Emission bei Nutzfahrzeugen in Betrieb.

„Zusammen mit dem eigens dafür gebauten Schutzgebäude ergibt sich eine Investition von über 7 Millionen Euro“, sagte DLG-Pressereferent Dr. Frank Volz.Die Summe stellt für die Vereinigung, der 28 000 Landwirte im deutschsprachigen Raum angehören, die größte Einzelinvestition für eine Prüfvorrichtung in ihrer Geschichte dar. Des Weiteren ist damit ein deutliches Bekenntnis zum Standort Groß-Umstadt (Max-Eyth-Weg 1, an der B 45, Höhe Erdbeerhof/Maislabyrinth) verbunden. Die innovative Neuerung im DLG-Testzentrum für Technik und Betriebsmittel wird vor allem für Messungen an Traktoren genutzt. Aber auch andere Nutzfahrzeuge, wie Lkw, lassen sich problemlos einer Leistungsschau unterziehen. Hintergrund der Entwicklung ist vor allem die Tatsache, dass bei Traktoren der Kraftstoffverbrauch einer der Hauptgründe für den Kauf ist. Gleich 14 praxisrelevante Szenarien helfen beim PowerMix, den Energiebedarf des Gesamtsystems zu ermitteln. Hinzu kommen eine weitere Fülle an Daten zu Leistung und Emission, die sich später kostenfrei im Netz einsehen lassen.

Mit der Gründung der DLG im Jahre 1885 gehört das Prüfen von Landtechnik und Betriebsmitteln zu den Kernaufgaben. Der erste Traktor wurde 1919 näher „inspiziert“. Als neutrale und unabhängige Organisation entwickelt die DLG heute modernste Testverfahren, die sich vor allem an der Praxisrelevanz ausrichten. „Ging es früher vor allem um den Nachweis von mehr Effizienz, rücken nun auch andere Kriterien in den Fokus. Dazu gehören Umweltaspekte, wie die Einhaltung von Emissionswerten oder rechtlichen Minderungsvorgaben“, weiß Volz. Grundlegendes Ziel des PowerMix ist vor allem, die Landwirte bei ihren hohen Investitionsvolumina abzusichern, die eine immer komplexer und teurer werdende Agrartechnik mit sich bringt. Vor allem der jüngste Diesel-Skandal im Automobilbereich offenbarte schmerzlich, wie wichtig unabhängige Prüfungen sind. Bisher wurden die Messungen im Testzentrum mithilfe eines Zugleistungsmesswagens durchgeführt. Der neue PowerMix ebnete nun den Weg von der Prüfbahn auf die Rolle. Die DLG-Ingenieure lieferten die Spezifikationen, ein Prüfstandhersteller aus dem Badischen setzte die Vorgaben technisch um.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: „Mit ihrem PowerMix hat die DLG im internationalen Vergleich den höchsten Standard für Traktorenprüfungen etabliert“, sagt Volz. Der damit verbundene Ausbau von Groß-Umstadt als Kompetenzzentrum zum Testen von Landtechnik kommt laut seinen Worten Benutzern und Herstellern gleichermaßen zugute: „Einerseits liefert die DLG als unabhängige Einrichtung den Landwirten in unzähligen Ländern wertvolle Informationen zu Traktoren und Investitionsentscheidungen. Andererseits erhalten auch die großen Hersteller Hinweise darauf, wie sich ihr Produkt im praxisnahen Betrieb bewährt.