Ein letztes Kleinod in der Stadt Gerd Kehrer widmet dem Enkheimer Ried ein Gedicht

Der Künstler Gerd Kehrer in seinem Element: Er lässt sich von der Idylle des Enkheimer Rieds zu einem Gedicht inspirieren. Foto: p

Bergen-Enkheim (sh) – Er malt, er zeichnet und er schreibt – am liebsten von der Schönheit dieser Welt. Der Frankfurter Künstler Gerd Kehrer hat sich vor allem in seiner Heimatstadt mit seinen Werkzyklen in der Malerei einen Namen gemacht. Weniger bekannt ist, dass er zudem Lyriker ist. Auch dem Enkheimer Ried hat er ein Gedicht gewidmet.

„Ich bin Künstler. Von ganzem Herzen“, sagt Gerd Kehrer. Inspirieren lässt sich der gebürtige Sachsenhäuser gerne von der Natur. „Ich schaue sehr intensiv hin und aus dem Gesehenen entsteht ein Bild oder etwas Geschriebenes – sei es Prosa oder Lyrik“, erklärt der 78-Jährige. Seine Naturgedichte entstünden immer aus der direkten Begegnung mit der Natur. Vor Ort mache er sich Notizen oder fertige Skizzen an. „Ich bin ständig auf dem Sprung, mich zu äußern. Und das tue ich mit viel Überlegung“, sagt Kehrer. An seinen Gedichten feilt er dann am liebsten nachts. „Dann ist die Ruhe da“, erläutert er.

Umwelt- und Naturschutz sind Themen, die Gerd Kehrer bewegen

Große Themen, die ihn immer wieder bewegen, sind Umwelt- und Naturschutz. „Das Enkheimer Ried mit dem Berger Hang ist ein letztes Kleinod in der selbstzerstörerischen Stadt Frankfurt“, mahnt Kehrer. Aber auch den Huthpark und den Lohrberg hat der in Seckbach lebende Künstler schon mit lyrischen Werken bedacht.

Mit seinem Gedicht „Enkheimer Ried“ hat Kehrer die Idylle des ehemaligen Altarms vom Main virtuos eingefangen. Von bemoosten, uralten Riesen ist dort die Rede, vom klangvollen Stakkato des Spechts, von rotbraunen Nacktschnecken, die den Nachtigallenweg kreuzen und vom Graureiher, der mitten im See steht. Das Gedicht ist nicht gereimt und kommt – mit Ausnahme eines Punkts am Ende – völlig ohne Satzzeichen daher. „Das erfordert, dass es langsam gelesen wird“, verrät der Lyriker.

Gerd Kehrer stellte bereits 1984 im Heimatmuseum Bergen-Enkheim aus

Die Bergen-Enkheimer haben bereits im Jahr 1984 mit Gerd Kehrer Bekanntschaft gemacht, als dieser im Heimatmuseum „Frankforder Zeichnunge, Bilder und Gebabbel“ ausstellte. Damals konnten die Besucher unter anderem seine mit Texten und Nonsensversen versehenen Zeichnungen bewundern, die sich mit Frankfurter Originalen aber auch mit Apfelwein befassten.

Kehrers Werk „Enkheimer Ried“ überzeugte übrigens die Jury der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik, die für den Wettbewerb „Flora. Gedichte zu Pflanzen“ 150 Gedichte aus mehr als 700 Einsendungen auszuwählen hatte. Beim Literarischen Herbst in der Orangerie des Botanischen Gartens der Universität Leipzig wurden die prämierten Gedichte – darunter eben auch „Enkheimer Ried“ – der Öffentlichkeit vorgestellt. Interessierte können das Gedicht in der aktuellen Lyrikzeitschrift „Poesiealbum neu: Steinbrech. Gedichte zu Pflanzen“ nachlesen, die unter kontakt[at]lyrikgesellschaft[dot]de zum Preis von 4,80 Euro bestellt werden kann.