Reparieren statt wegwerfen Neu-Isenburger Repair Café sucht noch „Geburtshelfer“

Klaus-Peter Martin vom Jugendbüro und Nick Timm mit den Entwürfen für das Repair Café Neu-Isenburg. Foto: lfp

Neu-Isenburg (lfp) – Man stelle sich vor, es gäbe ein Ort in der Stadt, an dem sich Menschen treffen, die gerne ein kleines Problem gelöst haben wollen und andere, die genau dort ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen wollen. Bei einer älteren Dame wackelt ein Stuhlbein oder in einem anderen Haushalt funktioniert der Toaster nicht mehr, es ist nur eine Kleinigkeit am Kabel zu reparieren. Bei einem Radler sind zwei Speichen seines Fahrrades verbogen und bei einem älteren Paar hat sich durch eine unbedachte Fehlereingabe das Computerbild unbeabsichtigt verstellt, entsprechende Selbstreparaturversuche haben dies aber noch verschlimmert.

„Für die Betroffenen sind dies alles sicherlich größere Probleme, für Fachbetriebe lohnt sich die Reparatur nicht, da die Arbeitskosten die Materialkosten wesentlich übersteigen und das Ganze für den Kunden zu teuer machen“, erklärt Nick Timm. „Aber wer wirft schon sein liebgewonnenes gutes Stück dann so einfach weg, oder manche können sich gar keine teure Reparatur leisten“, verweist Klaus-Peter Martin auf einen anderen, nicht unerheblichen Aspekt.

Genau solche Treffpunkte gibt es bereits in vielen deutschen Städten und ein solches „Repair Café“ nach den erfolgreichen Vorbildern insbesondere in Holland soll es bald auch in Neu-Isenburg geben. „Ich gehe schon lange mit dieser Idee schwanger, aber die Umsetzung war schwieriger als ich gedacht hatte“, betont Nick Timm. Zuerst hatte er an eine sinnvolle Beschäftigung für Flüchtlinge gedacht, doch es gibt auch alteingesessene Mitbürger, die Probleme haben, die man mit anderen unproblematisch lösen kann.

Begegnungsstätte für alle Generationen

Auf der Suche nach einer schnellen Umsetzung zeigten sich für Nick Timm jedoch auch schnell entsprechende Hürden. „Man muss so Vieles berücksichtigen, an das man zunächst überhaupt nicht denkt“, verweist Nicht Timm auf ein erstes Gespräch mit Bürgermeister Herbert Hunkel, der mögliche Einwände aus der Neu-Isenburger Geschäftswelt vermeiden wollte. „Also ging ich zu drei repräsentativen Unternehmen aus der Möbelbranche, dem Elektrohandwerk und dem Computerbereich“, erklärt Timm. Glücklicherweise hatten alle keine Bedenken gegen die kleinen Hilfsangebote. Dann stand noch die Suche eines geeigneten Raumes aus und schließlich noch jene der Versicherung von möglichen Unfällen bei den Reparaturversuchen.

„Über die Stabstelle Ehrenamt mit Claudia Lack im Isenburger Rathaus kam ich mit dem Jugendbüro in Kontakt, hier fand ich bei Klaus-Peter Martin sofort ein offenes Ohr“, berichtet Nick Timm. Der Leiter des Jugendbüros in der Hugenottenallee sah in einer solchen Begegnungsstätte auch die Chance, junge Menschen mit älteren Mitbürgern zusammen zu bringen. „Es gibt sicherlich junge Computerfreaks, die ruck-zuck ein vermeintliches Computerproblem gelöst haben“, nennt Martin eine Möglichkeit, wie sich junge Menschen einbringen können. Einen entsprechenden Raum hat er ebenfalls zur Verfügung.

140 Cafés in Deutschland

Das System der Repair Cafés es gibt mittlerweile rund 140 Mal bundesweit. „Man zahlt eine einmalige Gebühr, das haben wir bereits getan, dann ist man unter dem Dach entsprechend organisiert“, erläutert Nick Timm. Repair Cafés sind kostenlose Treffen, bei denen die Teilnehmer alleine oder gemeinsam mit anderen defekte Dinge reparieren. Ehrenamtliche Reparaturexperten helfen den anderen dabei, so viel wie möglichst selbst an den mitgebrachten defekten Gegenständen wieder in Ordnung zu bringen. Für eine angenehme Atmosphäre sorgen Kuchen und Kaffee oder Tee gegen eine freiwillige Spende. So die „Geschäftsordnung“, deren Basis das ehrenamtliche Miteinander ist.

„Jetzt suchen wir für einen erfolgreichen Start erst einmal handwerklich begabte Mitstreiter und Menschen mit besonderen Kenntnissen, die sich hier einbringen wollen“, appelliert Nick Timm an interessierte Bürger aller Altersgruppen. „Fachleute und Bastler sind herzlich willkommen“, lautet denn auch sein Aufruf.

Begonnen werden soll am zweiten Donnerstag im Monat von 16 bis 18 Uhr. Wer sich berufen fühlt, anderen Menschen zu helfen, kann sich an Nick Timm, Telefon 06102 23571, E-Mail infotimm[at]nicktimm[dot] de, oder an Klaus-Peter Martin, Telefon 06102 17415, E-Mail klaus-peter.martin @stadt-neu-isenburg.de, wenden.