Auch Erwachsene bevölkern die Bücherei. Die 84-jährige Eliane Wohlfart sitzt im Zeitschriftenbereich, vor ihr liegen mehrere Magazine. „Momentan bin ich öfter hier, zwei, drei Mal in der Woche“, sagt sie. „Ich lese die Langener Zeitung und Zeitschriften wie Écoute oder den Spiegel.“ Schon als Kind sei sie gerne in die Bücherei gegangen. Auch bei der Ausleihe brummt es wieder. „Beliebt sind natürlich Krimis, aber auch historische Familiengeschichten mit Frauen im Zentrum der Geschichte“, verrät Bücherei-Leiter Mertin. Ebenso Kinder- und Jugendbücher. Größter Renner sei die Kinderbuchreihe „Gregs Tagebuch“.
Die fortschreitende Digitalisierung gehört zum Tagesgeschäft einer modernen Bücherei. „Die Nachfrage an CDs und DVDs geht zurück“, sagt Mertin. Stattdessen setzt er auf neue Schwerpunkte, hat nun Konsolenspiele und Tonies im Verleih. Tonies sind kleine Kinderbuch-Figuren, manche davon Comic-Charaktere. Mit deren Hilfe lassen sich von einem Gerät Hörspiele oder Musik online herunterladen und dann abspielen. „Tonie-Figuren für Kinder sind momentan der Renner.“ Teilweise seien sie zu 93 Prozent ausgeliehen.
In der Kinderabteilung ist einiges los. In kleinen Sesseln sitzen Jungen und Mädchen und schmökern, während die Erwachsenen sich unterhalten. Selda Tavman (44) ist mit ihren beiden Söhnen hier, einer ist sechs, der andere zehn Jahre alt. „Vor Corona war ich oft hier. Jetzt kommen wir gerne wieder“, sagt sie. Ihr großer Sohn Kaan sagt: „Ich mag Comics, aber am meisten komme ich wegen der Spiele und der Filme.“ Dann ruft er hinterher: „Was-ist-was-Bücher finde ich auch toll!“
Die schwierige Weltlage – sie ist auch in der Stadtbücherei zu spüren. Uwe Sandvoß, städtischer Fachdienstleiter für den Bereich „Kulturelle Bildung“, vermutet: „Es kommen einige Leserinnen und Leser zurück, die länger nicht mehr da waren, weil sie den Kostendruck durch die Inflation spüren.“ Hier könnten sie mit 15 Euro Jahresgebühr eine Alternative zum Buchkauf wählen und durch das Ausleihen Geld sparen. Auch in Sachen Nachhaltigkeit sei die Stadtbücherei eine gute Wahl.
Zurück zu den beiden Schülerinnen vom Anfang: Warum lernen sie eigentlich in der Stadtbücherei statt in der Schule oder zu Hause? Ana sagt: „Hier kann man gut zusammenarbeiten, es sind keine kleinen Geschwister da.“ In der Schule gebe es auch Lernplätze, aber andere Kinder, die stören. Lavinia fügt noch hinzu: „Hier kann man sich besser konzentrieren als zu Hause. Wenn man hier ist, hat man das Gefühl, man muss aktiver sein.“
msc