„Dschinns“ von Fatma Aydemir steht im Mittelpunkt „Hanau liest ein Buch“ im September

Fatma Aydemirs Werk beschäftigt sich mit den Schwierigkeiten, sich in Deutschland zu Hause zu fühlen. Bild: sibylle fendt/PM

Hanau – In diesem Jahr geht das große Lesefest „Hanau liest ein Buch“ in die zehnte Runde. Vom 12. bis 20. September dreht sich in Hanau alles um „Dschinns“ von Fatma Aydemir.

„Hanau liest ein Buch ist Teil einer bundesweiten Aktion“, erläutert die Leiterin des Kulturforums Hanau, Dr. Esther Mikuszies: „Die teilnehmenden Städte achten darauf, dass das Thema generationenübergreifend und welthaltig ist. Bei der Auswahl ist es wichtig, dass das Buch von einer zeitgenössischen Autorin oder einem zeitgenössischen Autor verfasst und in deutscher Sprache erschienen ist. Es sollte viele Leserinnen und Leser interessieren und ein Thema liefern, das zu lebendigen Diskussionen anregt. Das Buch ‘Dschinns’, auf das die Wahl in Hanau fiel, erfüllt all diese Kriterien“, wird Mikuszies in der Mitteilung zitiert. „Dschinns“ handelt von einer deutsch-türkischen Familie, über den Verlust von Wurzeln und die großen Schwierigkeiten, sich in Deutschland zu Hause zu fühlen. Die Jury, in der der Buchladen am Freiheitsplatz, die Buchhandlung „Bücher bei Dausien“ und das Kulturforum Hanau vertreten sind, hat die Vorschläge der Leserinnen und Leser gesichtet, eigene Vorschläge gemacht und sich für den aktuellen Roman „Dschinns“ von Fatma Aydemir entschieden. Er ist 2022 im Hanser Verlag erschienen.

30 Jahre hat Hüseyin in Deutschland gearbeitet, nun erfüllt er sich endlich seinen Traum: eine Eigentumswohnung in Istanbul. Nur um am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt zu sterben. Zur Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach. Fatma Aydemirs großer Gesellschaftsroman erzählt von sechs grundverschiedenen Menschen, die zufällig miteinander verwandt sind. Alle haben sie ihr eigenes Gepäck dabei: Geheimnisse, Wünsche, Wunden. Was sie jedoch vereint: das Gefühl, dass sie in Hüseyins Wohnung jemand beobachtet. Voller Wucht und Schönheit fragt „Dschinns“ nach dem Gebilde Familie, den Blick tief hineingerichtet in die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte und weit voraus.

Fatma Aydemir freut sich, dass ihr Buch „Dschinns“ für das Hanauer Lesefestival ausgewählt wurde: „Ich habe Hanau als Ort der Gewalt und des Trauerns, und zugleich als Ort des Protests und des Zusammenhalts kennengelernt. All das steckt auch in meinem Buch ‘Dschinns’, in welchem der rechtsextreme Terroranschlag von 2020 zwar nicht direkt vorkommt, aber stark nachhallt. Hanau hat mein Schreiben und das Schreiben vieler Kolleginnen und Kollegen nachhaltig verändert, vielleicht wird unser Schreiben auch Hanau ein Stück weit verändern.“

Fatma Aydemir wurde 1986 in Karlsruhe geboren. Sie lebt in Berlin und war Kolumnistin und Redakteurin bei der taz. Bei Hanser erschien 2017 ihr Debütroman Ellbogen, für den sie den Klaus-Michael-Kühne-Preis und den Franz-Hessel-Preis erhielt. 2019 war sie gemeinsam mit Hengameh Yaghoobifarah Herausgeberin der Anthologie „Eure Heimat ist unser Albtraum“. Dschinns wurde mit dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet.

Wer im September während des Lesefestes vielleicht sogar selbst vorlesen möchte, kann sich anmelden per E-Mail an stadtbibliothek[at]hanau[dot]de oder noah.engelhaupt[at]hanau[dot]de.
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