Gedenken auf dem Europaplatz für Sedat Gürbüz, der bei dem Anschlag am 19. Februar in Hanau ermordet wurde „Er war doch einer von uns“

Die Kundgebung zum Gedenken an Sedat Gürbüz und der acht weiteren Opfern des Hanauer Anschlags war die zweite öffentliche Mahnwache in der Kreisstadt. Foto: Schmedemann

Dietzenbach (liz) – „Sedat hat den Sommer geliebt.“ Selbst bei den schwülwarmen Temperaturen des frühen Abends lässt der Satz das Blut in den Adern gefrieren.

Emis Gürbüz hält kurz inne, ihre Stimme hat ihr versagt. Doch die Mutter des am 19. Februar ermordeten Sedat Gürbüz setzt ihre Rede auf dem Europaplatz fort. „Jetzt liegt er unter der Erde, wo kein Licht mehr hinkommt“, sagt sie. Neben Sedat Gürbüz sind acht weitere Menschen vor einem halben Jahr Opfer des rechtsextremen Anschlags in Hanau geworden. Sie hinterlassen Familie und Freunde, waren jung und hatten das Leben noch vor sich. Nun sind lediglich ihre Konterfeis auf Plakaten geblieben. Als Warnung vor rechter Gewalt und als Erinnerung an die Solidarität.

Die „Initiative 19. Februar“ hat zu einem bundesweiten Gedenken aufgerufen; die Umsetzung in der Kreisstadt hat der 20-jährige Mirkan Dogan in die Hand genommen.

Die Kundgebung ist damit die erste – nach der Mahnwache kurz nach dem Attentat – in Dietzenbach gewesen, an der Bürger teilnehmen konnten. Rund 100 Menschen sind zusammengekommen, um sieben Rednern zuzuhören. Dogan begründet: „Sedat war nicht nur ein Opfer, Sedat war ein Bürger unserer Stadt.“ Der 29-Jährige wuchs der Altstadt auf, ging dort zur Schule. Als Besitzer der Shishabar Midnight verwirklichte er sich einen Traum. „Wir trauern auch als Mitbürger“, fügt Dogan hinzu. In seiner Rede arbeitet der 20-Jährige immer wieder heraus, dass die Antworten auf so viele Fragen noch immer fehlen.

Während er konform zur Initiative den Rücktritt des hessischen Innenministers Peter Beuth fordert, kritisiert Dogan auch die Kreisstadt.

„Warum gibt es noch kein Denkmal oder Ehrengrab?“, fragt er und schaut in zustimmende Gesichter. „Er war doch einer von uns.“

Klare Worte findet auch die SPD-Landtagsabgeordnete Ulrike Alex: „Rassismus ist keine Meinung, sondern eine menschenverachtende Haltung.“