Die Hochstädterin Bianca Seefeld hat die Zugspitze aus Lego gebaut Gipfel der Steckbaukunst

Aus über 30 000 Legosteinen hat Bianca Seefeld die Zugspitze gebaut. Bild: BETTINA MERKELBACH

Maintal – Über 30 000 Steine, die meisten in Grün- und Grautönen, rund 60 Kilo, über 2000 Euro und gut ein halbes Jahr Zeit: Das Ergebnis ist ein Miniaturnachbau von Deutschlands höchstem Berg – Miniatur im Vergleich zum fast 3000 hohen Original, aber mit gut 1,50 Meter Höhe dennoch imposant, nicht nur wegen seiner Größe, sondern vor allem wegen seiner Detailverliebtheit. Schöpferin des Kunstwerks ist die 50-jährige Hochstädterin Bianca Seefeld, seit ihrer Kindheit passionierte Legobauerin.

Doch nach den neuesten Modellen des dänischen Spielzeugherstellers sucht man auf ihrer Baustelle vergebens. Seefeld baut am liebsten ohne Anleitung, nach ihren eigenen Ideen. „Das ist für mich das ursprüngliche Bauen. Nur damit bleiben wir kreativ“, sagt Seefeld. „Mocken“ heißt das freie Bauen unter Lego-Experten, mit denen Seefeld sich im Verein „Born2Brick“ zusammengetan hat. Rund 90 Mitglieder aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet zählt die Gruppe, die sich vor drei Jahren gegründet hat. Sie treffen sich online und in Präsenz und zeigen Fotos ihrer Kreationen. Vor fünf Jahren hat Bianca Seefeld die Liebe zum Bauen wieder entdeckt. Seit einem Jahr ist sie Mitglied in dem Verein, der als einziger im Rhein-Main-Gebiet Lego ausstellt. Beim Besuch auf ihrer heimischen Baustelle ist ihr gerade eine Felswand „abgekracht“. Seefeld nimmt es gelassen, obwohl sie sehr ehrgeizig ist und die Zugspitze möglichst originalgetreu nachbauen will. Mit Kränen auf der Baustelle für die neue Bergstation und mit fahrender Seilbahn.

Der Berg ist ihr erstes großes Werk. Seefeld arbeitet mit bewundernswerter Liebe zum Detail. Die dunkelgrünen Baumwipfel und die Reifen, über die die Gondel läuft, hat sie monatelang im Internet gesucht, bis sie genau die Steine gefunden hat, die passen und ihr gefallen.

Inspiriert wurde die Hochstädterin im Urlaub. „Ich war dort schon als Kind mit meinen Eltern und vergangenes Jahr wieder“, erzählt sie. „Als die Frage aufkam, was ich als Nächstes baue, habe ich mich spontan für die Zugspitze entschieden.“ Im Lauf des aufwendigen Projekts seien ihr durchaus auch Zweifel gekommen, ob sie sich mit dem höchsten deutschen Berg nicht zu viel vorgenommen hatte. Aber mittlerweile ist sie zufrieden. „Ich finde, es ist gut geworden“, sagt sie mit Blick auf das Modell, das in ihrem Wohnzimmer vor einer Wand kleiner und großer Kisten voll mit bunten Legosteinen steht.

Was jetzt noch fehlt, sind die Männchen. Rund 25 Kinderfiguren mit „kurzen Beinen“ sollen den Berg bevölkern. Der Sohn einer Freundin steuert Autos bei. Wie viele Stunden sie an dem Kunstwerk gebaut hat, weiß sie nicht. Die letzten Tage vor der Ausstellung baut sie im Akkord. „Irgendwann ist dann die Kreativität weg“, sagt sie. Beruflich ist Seefeld stark eingebunden. Drei Berufe hat sie gelernt, war in der Gastronomie und als Betriebssanitäterin tätig, heute ist sie in der Arbeitssicherheit. „Bauen ist für mich die reine Entspannung“, sagt Seefeld. Dass man sie vor Jahren für ihr Hobby belächelt hat, nimmt sie in Kauf. Für viele, die sich nicht so intensiv mit Lego beschäftigen, sind die bunten Plastikbausteine Kinderspielzeug. Dabei sind es die Kinder, die mit viel Kreativität ganze eigene Spielwelten erschaffen, ohne Vorgaben, ohne Baupläne. Bianca Seefeld wurde von ihrer Tochter zum Lego zurückgebracht. Wegen ihr fängt sie an, Häuser zu bauen. Dann Häuser im Berg. Das Bergmassiv ihrer Zugspitze ist aus vielen sogenannten MILS übereinander aufgebaut, eine Konstruktion aus Platten und Legotechnik-Steinen, die die Basisplatten verstärken. Zum Transport kann das Bauwerk in drei Teile zerlegt werden. Drei Leute braucht es, um den innen hohlen Berg zu bewegen.

Dass Lego im Vergleich zu anderem Spielzeug sehr teuer ist, stört Seefeld zwar. Aber sie kauft ohnehin alles secondhand. Und braucht bald viele Tiere. Denn das nächste Bauprojekt soll die Arche werden. Oder ein Zoo.

» born2brick.de

Von Bettina Merkelbach