Vier Skulpturen von Friedhelm Welge in der Kaiserpfalz Franconofurd zu sehen Ausstellung „Spuren der Steine“

Die Skulptur „Atlas“ von Friedhelm Welge ist jetzt in der Kaiserpfalz Franconofurd in der Altstadt ausgestellt. Bild: Faure

Altstadt (jf) – Bruchstücke mit Geschichte. Ausgegraben, behutsam bearbeitet, neu erschaffen. Umrahmt von 2000 Jahre alten Steinen, die ihre eigenen Geschichten erzählen: Der Bildhauer Friedhelm Welge beschäftigt sich gerne mit Steinen, die Spuren tragen. Er beschreibt die Begegnung mit einem alten Mann zu Beginn der 1980er-Jahre. Im Ostpark kamen beide ins Gespräch. Der Mann erzählte, dass er 1938 nach dem Brand der Synagogen die verbliebenen Steine auf den Hauptfriedhof und in den Ostpark schaffen musste. Seitdem lägen sie da.

Für Welge ist das ein Geschenk. „Ich habe damals bei der Stadt Frankfurt versucht herauszufinden, was mit den Steinen, die an einer Straßenböschung lagen, geschehen soll. Mit wem ich auch telefonierte: Es interessierte sich niemand für diese Frage. Es war – glaube ich – eine auffällige Gleichgültigkeit, die scheinbar erst Jahre später durch den Börneplatzkonflikt im Jahr 1987 einen Sinn bekam“, erklärt Welge. Ob die Steine tatsächlich von der Börneplatz-Synagoge sind, lässt sich nicht genau feststellen. Auf jeden Fall tragen sie Spuren früheren Gebrauchs an sich. Friedhelm Welge schuf aus den großen Bruchteilen Neues. Vier Skulpturen – „Atlas“, „Viel begriffen, nix erlebt“, „Geburt“ und „Turandot“ entstanden Anfang der 1980er-Jahre.

Als 2020/21 das Archäologische Museum Frankfurt die Ausstellung „Der Thoraschrein der Synagoge am Börneplatz“ zeigte, wurde Friedhelm Welge darauf aufmerksam und nahm mit dem Museum Kontakt auf. So kommt es nun zur Schau „Spuren der Steine“. Und zwar an einem ganz besonderen Platz, in der Kaiserpfalz Franconofurd unter dem Stadthaus. Gegenüber der ehemaligen Westwand der Königshalle stehen die vier Skulpturen auf unterschiedlich hohen Podesten. Der „Atlas“ ist aus zwei Steinen entstanden. Dazu hat Welge ein Gedicht geschrieben. „Aus diesen Steinen: Einen Atlas | So wie diese Fundamentsteine die Synagoge trugen | Sollte der Gigant selbst | Das Gebäude tragen und auch | Sein“, lautet ein Auszug.

Schon vor Christus siedelten Römer an der Furt am Main, im siebten Jahrhundert kamen die Merowinger und bauten den Königshof, die Karolinger folgten ein Jahrhundert später. Kaiser Karl der Große schrieb in Frankfurt Geschichte, der Name „Franconofurd“ wurde 794 erstmals urkundlich erwähnt.

1938 brannten nicht nur die Synagogen, im Zweiten Weltkrieg wurde die Altstadt in Schutt und Asche gelegt. Frankfurt rappelte sich wie ganz Deutschland wieder auf und nimmt inzwischen als fünftgrößte Stadt des Landes einen bedeutenden Platz ein. Aber: „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“ Richard von Weizsäckers Worte gelten nach wie vor.

Die Skulpturen sind bis zum 26. Mai jeweils während der Öffnungszeiten der Kaiserpfalz, mittwochs bis sonntags, je von 13 bis 17.30 Uhr, zu sehen.