Deutsches Goldschmiedehaus zeigt filigranes Geschmeide aus Metall Ausstellung „Zart wie Eisen“

Hanau – Bei „Eisenguss“ assoziiert man normalerweise schweres Industriegerät und weniger von floralen Motiven inspirierte feingliedriges Geschmeide, das zarte Frauenhälse schmückt. Dass dies durchaus eine eindrucksvolle Variante der Eisenverarbeitung sein kann, zeigt die neue Ausstellung im Deutschen Goldschmiedehaus. Unter dem Titel „Zart wie Eisen“ werden hier mehr als 100 Eisen-Schmuckstücke aus der Sammlung Klaus-Peter und Judith Thomé aus dem Museum Pforzheim präsentiert.

Viele der Objekte stammen von zwei der bekanntesten privaten Produzenten des Eisenschmucks, Johann Conrad Geiss (um 1771-1846) und Siméon Pierre Devaranne (1789-1859). „Der Erfolg dieser beiden Berliner Werkstätten bewirkte, dass der Eisenkunstguss in Preußen von staatlichen Auftragsarbeiten unabhängig wurde. Im Goldschmiedehaus ergänzen Beispiele des Eisenkunstgusses aus Hanau die Auswahl der in Pforzheim gezeigten Schmuckstücke“, sagt Dr. Christianne Weber-Stöber, der Leiterin des Goldschmiedehauses und Geschäftsführerin der Gesellschaft für Goldschmiedekunst. Eisenschmuck sei ein typisches Erzeugnis des deutschen Kunstgewerbes zwischen 1785 und der Revolution von 1848 gewesen. Diese Zeit war geprägt von restaurativen Tendenzen und Eisenschmuck Ausdruck patriotischer Gesinnung sowie ein Merkmal der Emanzipation des Bürgertums, da die Stücke teils in Masse relativ erschwinglich produziert werden konnten. „Gleichzeitig spielte die Faszination für das technisch Machbare eine große Rolle. Dem einfachsten Stoff, flüssigem Eisen, rang man die zartesten und delikatesten Wirkungen ab, die Mechanik der Herstellung forderte die Vervielfachung regelrecht heraus“, erklärt die Museumsleiterin.

Aber auch die Einführung der Auszeichnung des „Eisernen Kreuzes“ stammt aus dieser Zeit. Der bekannte Architekt Karl Friedrich Schinkel hatte dieses nationale Ehrenzeichen entworfen.

Nach dem Tod von Königin Luise im Jahre 1810 wurde der Eisenschmuck als Trauerschmuck immer populärer. Stand er doch im deutlichen Kontrast zum Pomp des 18. Jahrhunderts und demonstrierte eine neue Zurückgenommenheit ganz nach den preußischen Werten. Eiserne Luisenbroschen, -kreuze und -anhänger wurden von preußischen Frauen zum Gedenken an die beliebte Königin getragen, die nach ihrem legendären Treffen mit Napoleon in Tilsit (1807) als Heldin verehrt wurde. Ihr Ehemann König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) stiftete 1813 das Eiserne Kreuz als Verdienstorden für Teilnehmer der Befreiungskriege. Königin Luise wurde postum die erste Trägerin der von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Auszeichnung. „Zur Finanzierung der Befreiungskriege gegen Napoleon rief dann Prinzessin Marianne von Preußen die Frauen im Staate dazu auf, Goldschmuck ‘für die Rettung des Vaterlandes‘ zu spenden. Als Gegenleistung erhielten Spender einen Ring oder eine Brosche aus Eisen mit der Inschrift ,Gold gab ich für Eisen‘“, erläutert Goldschmiedehaus-Chefin Weber-Stöber.

Die Ausstellung „Zart wie Eisen“ ist bis 31. Dezember im Deutschen Goldschmiedehaus Hanau zu sehen.
 anp

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